Der Blitz als unverzichtbares Hilfsmittel

Für solche kurzen Belichtungszeiten ist ein normaler mechanischer Schlitzverschluß nicht geeignet. Aber auch ein moderner elektronischer Verschluß, der vielleicht 1/16000s schafft, führt hier nicht weiter, weil auch der hellste Sonnenschein nicht hell genug für eine korrekte Belichtung ist. Das alternative Anheben der ISO-Empfindlichkeit würde die Bildqualität verschlechtern, ganz abgesehen davon, daß die erforderlichen Belichtungszeiten meist noch wesentlich kürzer sind. Deshalb führt am Blitz kein Weg vorbei.
Das Blitzgerät muß eine kurze Blitzzeit mit möglichst hoher Energie kombinieren – zwei Anforderungen, die nur schwer gleichzeitig zu erfüllen sind. Die früher oft eingesetzten Hochspannungs-Blitzgeräte besaßen kleine Blitzkondensatoren und kompensierten die geringe Kapazität mit einer hohen Spannung von mehreren Kilovolt. Diese Geräte besaßen eine sehr kurze Blitzzeit bei hoher Energie, sind aber aus Sicherheitsgründen nahezu »ausgestorben«. Moderne Geräte besitzen hochkapazitive Blitzkondensatoren bei niedriger Spannung, ihre Blitzzeit ist deshalb sehr lang. Auf kurze Blitzzeiten kommen sie durch schlichtes Abschalten des Stromes mittels eines elektronischen Schalters.
Damit können zwar im manuellen Teilleistungsmodus sehr kurze Blitzzeiten erreicht werden, allerdings auf Kosten der Blitzenergie.
Automatikfunktionen wie TTL, iTTL oder ähnliche sind unnötig und werden im manuellen Betrieb ohnehin abgeschaltet. Eine evtl. vorhandene Stromsparautomatik muß auch ausgeschaltet werden, damit das Gerät im entscheidenden Moment seinen Betrieb nicht einstellt.
Viele ältere Geräte, die nicht mehr mit den neuen digitalen Kameras kompatibel sind, erfüllen diese Anforderungen immer noch gut. Deshalb sind Blitzgeräte aus der »analogen« Zeit eine gute und meist auch preiswerte Wahl für die Highspeed-Fotografie.
Hier eine kleine Auswahl von getesteten Geräten (manueller Teilleistungsbetrieb, kürzeste Blitzzeit, t50):

Optoelektronische Kombination mehrerer Blitzgeräte

Weil die Lichtenergie der »abgeschnittenen« Blitze sehr gering ist, müssen i.a. mehrere Blitzgeräte kombiniert und synchron ausgelöst werden. Üblicherweise wird dafür ein Kabel benutzt, was bei einer größeren Zahl an Blitzgeräten aber schnell in einen unpraktischen »Kabelverhau« ausarten kann. Eine Alternative sind die bekannten optischen IR-Slaveauslöser, die es in vielen Bauformen gibt. Bei manchen Blitzgeräten wie dem SB-26 oder SB-800 sind solche Sensoren bereits eingebaut.

Nikon SU-4 Sumikon Metz Mecalux Unomat V450 Nikon SB-26 Nikon SB-800
41µs 46µs 58µs 49µs 79µs 33µs

Was auf den ersten Blick vorteilhaft aussieht, hat allerdings einen Nachteil: Im Freien und bei größeren Entfernungen läßt die Zündwilligkeit oft zu wünschen übrig. Außerdem ist die Zeitverzögerung dieser optischen Auslöser relativ lang und von Typ zu Typ verschieden. Beim Typ Nikon SU-4 liegt sie bei 41µs, beim Metz Mecalux bei 58µs und beim Nikon SB-26 bereits bei 79µs. Es sollten deshalb nur gleichartige Slave-Auslöser verwendet werden.
Um diese Nachteile zu vermeiden, geht die Entwicklung hin zur Fernsteuerung auf funktechnischer Basis. Sie funktioniert unabhängig von äußerer Helligkeit und bis zu Entfernungen von einigen zehn Metern. Zum Testen wurde der Typ Neewer RT-16 ausgewählt, der bei Amazon mit einem Sender und drei Empfängern im modernen 2,4GHz-Band angeboten wird. Alle vier Einheiten besitzen einen DIP-Switch, mit dem einer von 16 Kanälen ausgewählt wird. Hier wurde die Werkseinstellung (Kan.16) beibehalten. Der Sender kann entweder auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt oder per Taste/Klinkenbuchse ausgelöst werden. Nachdem jeder Empfänger mit einem Blitzgerät (40MZ-3i) verbunden war, wurde zuerst eine eventuelle Verzögerung innerhalb der drei Empfänger selbst gemessen. Erfreulicherweise war sie gleich Null, d.h. alle drei Blitze lösten synchron aus. Danach wurde ein viertes Blitzgerät 40MZ-3i hinzugefügt, das mittels Kabel parallel zum Sender ausgelöst wurde. Das Ergebnis war ernüchternd. Die drei Blitzgeräte an den Fernsteuer-Empfängern leuchteten erst 1,1ms nach dem direkt ausgelösten auf. Eine Ursache für diese enorme Verzögerung könnte sein, daß die Funkverbindung nicht im schnellen 2,4GHz-Band (wie von Amazon beworben), sondern im langsamen 433MHz-Band erfolgt. Was leider erst nach dem Kauf bei einem Blick in die beiliegende Gebrauchsanweisung auffällt. Die Blitze zünden zwar sicher über eine Entfernung >30m, mit dieser Auslöseverzögerung ist das RT-16 aber ‒ zumindest für die Highspeed-Fotografie ‒ nicht geeignet.

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